Die Zeit ab Beginn des ersten Weltkrieges
Am 28. Juni 1914 wurden der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gemahlin in Sarajewo / Serbien ermordet.
Vier Wochen später, am 28. Juli 1914 war die Kriegserklärung Österreichs an Serbien und in der Folge der 1. Weltkrieg. Viele Feuerwehrmänner mussten einrücken und bei Kriegsende am 18. November 1918 waren von unserer Mannschaft 6 Kameraden gefallen, 4 waren in Gefangenschaft und einer ist vermisst.
Für die Zeit während des 1. Weltkrieges finden sich in keinem der im Besitz der Feuerwehr befindlichen Bücher irgendwelche Aufschreibungen. Die letzten waren im Juli 1914 und die nächsten am 5. Jänner 1919. Der sehr rührige, seit 1909 gewählte Schrift- und Kassenführer, Ferdinand Fleschurz schrieb am Beginn des Jahres 1919 ins Kassabuch.
„War 4 Jahre im Krieg und kann es möglich sein, dass ein Irrtum von meiner Seite mir irgendwo unterlaufen ist.“
In dieser Zeit war Kommandant der Landwirt Josef Lettner, geb.1883, aus Radlach. Die Übernahme der Kommandantenstelle kann nicht genau festgestellt werden, sie dürfte in der Zwischenkriegszeit liegen und hat bis 04.07.1926 gedauert.
Die erste Generalversammlung nach dem Kriege war am 9. Feb.1919. Hier wurde beschlossen, dass mit der Wahl des Ausschusses noch zugewartet wird bis, alle Gefangenen zu Hause eingetroffen sind. Auch bei der nächsten Generalversammlung im Jänner 1920 wurde nochmals zugewartet, da der Wehrführer Stellvertreter H. Wörister noch nicht von der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist. Die erste Wahl nach dem Kriege war dann am 8. Jänner 1922.
Das Geld war knapp und trotzdem wurde viel geschaffen. Die Inflation war hoch. Von 1920 bis 1922 wurde nur mehr mit 10 Kronen gerechnet. Ein Vergleich zur Jetztzeit zeigt, dass 1920 die Kaufkraft von 10 K = 0,84€ und 1922 = 10 K nur mehr 0,01€ Wert hatten. 1923/24 war die Zeit der galoppierenden Inflation, es wurde mit 1000 Kronen = 0,30€ gerechnet. Erst 1925 kam der Altschilling und aus 10.000 Papierkronen wurde 1aS.
Von 1919 bis 1923 hat sich viel ereignet:
So ist erwähnt, dass am 10. August 1919 „die Errichtung des Löschzuges Niederlaab, mit einer Probe der neuen Spritze dortselbst" war. Als Löschzugführer fungierte Johann Moser, Stellv. war Matthias Hofmaier. In diesem Jahr wurden 111m Schläuche gekauft, a 12K. 1920 wurde eine Sammlung für den Ankauf weiterer Schläuche durchgeführt. Es kamen 2.652K zusammen. Die Schlauchrechnung im nächsten Jahr betrug 10.087K. Für die Hebung der Einnahmen wurde im Jänner 1922 ein Schlittenfahren und im Dezember ein Kathreintanz abgehalten. Der Gewinn war 18.600 bzw. 524.500 Kronen.
Im Tagebuch sind mit Datum 1. Juli 1923 drei Seiten Eintragungen dem 35 jährigen Gründungsfest gewidmet. Erstmals scheint aber auch der Name Feuerwehr Mistelbach, gegründet am 23.4.1921 auf. Mistelbach wurde aber vorerst als Löschzug der Feuerwehr Buchkirchen geführt. Am 8. Jänner 1922 teilten sie mit, dass sie sich selbstständig machen werden und am 17.06.1923 war dann das Gründungsfest in Mistelbach, mit einer Beteiligung von 40 Mann der Fw. Buchkirchen .
Auch damals gab es schon ein „Spritzensterben“. So wurde am 25. März 1924 in der Generalversammlung mitgeteilt, dass die Spritze Grafing nur noch bedingt einsatzfähig ist. Es wurde beschlossen, eine Aktion einzuleiten mit dem Ziel, dass Buchkirchen eine Motorspritze bekommt und Grafing die gegenwärtig in Buchkirchen stehende Spritze erhält.
1924 war das letzte Jahr, in welchem mit Kronen gerechnet wurde. Ab 1.1.1925 kam der Altschilling = aS. Wurden 1910 für das Spritzenschmieren jährlich 6K bezahlt, so waren es 1924 - 40.000K. Der Kassastand zum Jahresende war 5,876.000 Kronen.
1925 gab es wieder Neuwahlen. Bei der Wahl des Obmannes hoffte man auf „ein kirchliches Stündchen“, denn der schon 1923 zum Ehrenobmann gewählte Kommandant kandidierte nochmals. Obmann wurde wieder Josef Lettner aus Radlach, Schriftführer Johann Derfler, Holzwiesen und Kassier Johann Weis, Oberhochrenz.
Zu jener Zeit wurde immer wieder Theater gespielt. Daher wurde der Ankauf einer neuen Bühne, mit einer drittel Beteiligung durch den Gesangsverein, beschlossen.
Bei der Generalversammlung am 28. Februar 1926 mit 54 anwesenden Mitgliedern gibt es nur einen Punkt: „Ankauf einer Motorspritze“.
Wortwörtlich wird aus dem Protokollbuch zitiert:
“Die heutige Vollversammlung der FF Buchkirchen beschließt mit allen ihr zum Gebot stehenden Mittel darnach zu trachten, in absehbarer kürzester Zeit zu einer Motorspritze zu gelangen und die heutige Spritze der Filiale Grafing zu übergeben. Zu diesem Zweck beschließt sie folgendes:
- Die in der Filiale Grafing bestehende Kassa wird mit der Hauptkassa vereinigt.
- Der Mitgliedsbeitrag pro Jahr und Mitglied ist 1 S – Vorstandsmitglieder 2 S
- Die FF tritt an die Gemeinde heran, zu dem Kauf der Motorspritze eine große Unterstützung zu leisten.
- Die FF sammelt unterstützende Mitglieder mit einem Jahresbeitrag von 2 S, zwecks Verbesserung des gesamten Lösch und Rettungswesen.
Der Vorstand und sämtliche Mitglieder werden ersucht möglichst eine große Werbetätigkeit zu entfalten.
Aber schon am 6. Mai 1926 war der Großbrand beim Gumair und Moslehner in Grafing. Die Feuerwehren Buchkirchen, Scharten, Steinholz, Haiding, Mistelbach und Fritsch waren erschienen und im Einsatz. Noch im selben Monat, am 31. Mai 1926, kam es zu einer erweiterten Ausschusssitzung, bei welcher über die zu diesem Einsatz laut gewordenen Urteile diskutiert wurde.
zum Beispiel:
- dass die Spritze Grafing nicht in Tätigkeit getreten ist,
- dass der Zug Niederlaab nicht erschienen ist,
- dass die FF Buchkirchen eine Feierwehr und keine Feuerwehr ist,
- dass man nicht einmal mit der jetzigen Handdruckspritze, geschweige mit einer Motorspritze umgehen könne, usw.
Die Feuerwehr Buchkirchen findet es sehr traurig, dass von der Bevölkerung, der FF so wenig Interesse entgegengebracht wird. Zu den Vorwürfen stellt die FF Buchkirchen fest:
- dass sie für das Versagen der Spritze Grafing keine Verantwortung trägt, da vom Kommando aus der Gemeindevertretung mündlich und schriftlich mitgeteilt wurde, dass die Spritze im falle eines Brandes unbrauchbar sei.
- dass sie für das Nichterscheinen der Filiale Niederlaab nicht verantwortlich ist, da diese telefonisch verständigt wurde, jedoch keine Pferde für den Transport der Spritze zu bekommen waren.
Um nicht weiter dem Gespött der Bevölkerung preisgegeben zu sein, fordert die Feuerwehr Buchkirchen:
- dass der Filiale Grafing eine brauchbare Spritze beigestellt wird,
- dass die Gemeinde auf die Pferdebesitzer Einfluss nimmt, und jeder Pferdebesitzer, sowohl im Falle eines Brandes, wie auch im Falle einer Übung, seine Pferde der Feuerwehr zur Verfügung stellen muss,
- dass die Bevölkerung der Gemeinde die FF gegen Verleumdungen im Schutze nimmt und die einzelnen Mitglieder der Feuerwehr vor dem Gespötte der müßigen Zuschauer bewahrt;
Sollte die Gemeindevertretung Buchkirchen die berechtigten Forderungen nicht erfüllen, so sind die Unterfertigten nicht mehr in der Lage ihre Stellung im Verein weiter zu behalten und stellen dann den Verein der Gemeinde zur Verfügung.Das Kommando der Feuerwehr bittet bis 14. Juni dieses Jahres, an welchem Tag die nächste Ausschusssitzung der FF stattfindet, ihr den Bescheid der Gemeinde zukommen zu lassen.
Am 14.Juni 1926 war dann die Ausschusssitzung der Feuerwehr. Diese gab sich mit der Antwort von der Gemeinde nicht zufrieden und sämtliche Mitglieder legten ihre Funktionen mit sofortiger Wirkung zurück. Für 4. Juli 1926 wurde sodann eine außerordentliche Wahlversammlung einberufen. Anwesend waren 47 Mitglieder.
Bei dieser mit Stimmzettel durchgeführten Wahl wurde nach 2 stündiger Wahldauer Karl Bauer als neuer Obmann gewählt. Die Herren Johann Weis und Johann Derfler wurden als Kassier bzw. als Schriftführer bestätigt.
Als am 2. Jänner 1927 der Großbrand beim „Almer in Weiher“ war, sind 7 Feuerwehren erschienen, es war auch die Spritze Niederlaab ausgerückt. Da bei der Spritzenmannschaft immer Mangel an Einsatzkräften war, wurden auch hier durch die Gendarmerie müßige Zuschauer zum Pumpen verpflichtet.
Im April 1927 waren bei der Generalversammlung auch Abgeordnete der Gemeinde anwesend und beantworteten befriedigend einige finanzielle Fragen. Es wurde beschlossen, dass eine Motorspritze um 5.000 Schilling angekauft werden soll. Im Juli scheinen Ausgaben für den Motorwagen in der Höhe von 1041 Schilling und für die Spritze 2855 Schilling auf. Bereits am 21. August 1927 war die Motorspritzenübernahme verbunden mit einer Übung. Die Handdruckspritze kam nach Grafing. Schon beim nächsten Brand, am 19.10.1927 in der Windflach waren 3 Spritzen erschienen. Im Einsatz war jedoch nur die Motorspritze Buchkirchen. 1927 wurde auch die Zuständigkeit der Löschzüge Buchkirchen, Grafing und Niederlaab für die Ortschaften festgelegt. Auch mit der FF Mistelbach gab es diesbezüglich eine Festlegung, welche im wesentlichen mit der heutigen (2013) noch gleich ist. Von Mistelbach werden betreut: Wolfsgrub, Öhnerhäuser, Elend, Ottenham, Hupfau, Unterholz, Oberprisching und Haberfelden.
In den Jahren 1928 und 1929 gibt es nicht viel zu berichten. 2 mal pro Jahr wurde Theater gespielt um etwas Geld zu verdienen. Die Motorspritze wurde in Raten bezahlt und hiezu auch ein Darlehen von 1500S aufgenommen. Das uns im Nachlass derzeit zur Verfügung stehende Kassabuch endet mit dem Rechnungsabschluss 1929 und weist einen Schuldenstand von 572 Schilling auf.
Schon seit der Gründung gab und gibt es immer Ein und Austritte, als auch Überstellungen bei der Feuerwehr. Die werden im Feuerwehrpass dokumentiert. Hierzu ein Beispiel aus 1927:
Der Name Obermair ist bei der Feuerwehr bis heute, bereits in der vierten Generation erhalten. Der oben angeführte war von 1927 bis zu seinem Tode 1980 Mitglied. Der erste Sohn Franz, geb.1934 ist seit 1953 bei der Feuerwehr, dessen Sohn Franz jun. seit 1979. Der zweite Sohn vom Erstmitglied namens Johann war von 1968 bis 1994† dabei. Dessen Sohn Walter ist seit 1985 bei der Feuerwehr. Der Sohn von Walter, Maxi, ist seit 2011 im Aktivstand.
Quelle: Max Krenner